Das Schicksal Ancarias


Sacred 2 schickt den Spieler auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Vor Jahrtausenden erschuf ein mächtiges Wesen die Seraphim, die ihm bei seiner schöpferischen Arbeit helfen sollten. Doch die Seraphim machten bald eigene Experimente mit der Energie ihres Gebieters und schufen die Welt Ancaria. Darüber erbost, verbannte ihr Boss die Seraphim genau dorthin. Neue Völker entwickelten sich, darunter die Hochelfen, alsbald Lieblinge der Seraphim. Doch die Gier nach der Schöpferenergie trieb weiterhin alle Bewohner von Ancaria um und entfachte schließlich einen schrecklichen Krieg zwischen den Völkern. An dessen Ende gab es kaum noch Seraphim und die Elfen hatten sich in mehrere Stämme aufgespalten.

Und noch immer schwelt der Konflikt um die Energie. Bestrebungen, sich die mit Gewalt anzueignen, gibt es überall. Es droht eine neue, blutige Fehde zwischen einstigen Freunden und Verbündeten …

Auch wer mit „Sacred“ vertraut ist, wird umdenken müssen. Sacred 2 beschäftigt sich mit der frühen Vorgeschichte – fast 2000 Jahre werden noch bis zu den Ereignissen aus Teil eins vergehen. Manche Rassen gibt es im neuen Spiel noch gar nicht, andere – wie man weiß – in 2000 Jahren nicht mehr.

Licht oder Schatten
Ihren Helden, mit dem Sie die Welt retten möchten, können Sie aus sechs Klassen wählen, von denen vier vor der Entscheidung stehen, entweder den Weg des Lichts oder den Pfad des Schattens zu beschreiten. Lediglich die Seraphim sind auf die helle Seite, der Inquisitor auf die finstere Richtung festgelegt. Um ihre Gesinnung selbst zu bestimmen, wählen Helden der vier anderen Klassen zu Beginn eine Gottheit aus, der sie sich verbunden fühlen und die ihrem Schützling dafür besondere Fähigkeiten verleiht. Welchen Charakter Sie auch immer ins Feld führen möchten – seine individuellen Kampf- und Magiefähigkeiten lassen sich im Lauf des Spiels verändern, spezialisieren und verbessern, bis Sie entweder einen machtvollen Spezialisten oder einen gewitzten Allrounder in den Kampf schicken können.

Unendliche Weiten

Austoben kann er sich Ihr Spielcharakter in jedem Fall, denn im zweiten Teil steht Ihnen eine noch größere Welt offen: Riesige Landstriche warten darauf, von tapferen Helden erkundet zu werden, zahllose Aufträge (Quests) müssen erfüllt, Unmengen von Monstern erschlagen werden. Am Sacred-Prinzip hat sich also auch mit der Fortsetzung nichts geändert. Damit Sie nicht stundenlang durch Gebiete laufen müssen, in denen Sie bereits gewütet haben, wird es im Spiel Teleportsteine geben, die Sie schnell dorthin bringen, wo Sie das Abenteuer fortsetzen möchten.

Aber auch in unbekannte Gebiete geht es zügig, wenn Sie wollen. Jedem Charakter steht es frei, sich ein Reittier zu besorgen, mit dem er nicht nur schneller unterwegs ist, sondern auch spezielle Kampftechniken nutzen kann. Es gibt normale Tiere, beispielsweise Pferde, aber auch exakt auf einzelne Klassen spezialisierte, exotische Viecher. Jeder Held kann ein Reittier erwerben, das nur ihm zur Verfügung steht. Dazu bedarf es allerdings einer umfangreichen und nicht ganz einfachen Questreihe. Ist die erledigt, darf sich die Seraphim etwa auf einen Säbelzahntiger schwingen, der Schattenkrieger auf einem Höllenhund Platz nehmen, der Inquisitor sich mit einer gigantischen Spinne fortbewegen. Diese Tiere haben auch einzigartige Angriffsmöglichkeiten drauf, die ihren Reitern das Überleben erleichtern. Und sie sehen höchst eindrucksvoll aus.

Monströse Variationen
Das gilt auch für die Monster in allen nur denkbaren Größen und Formen. In der von uns gespielten frühen Version gab es die beliebten kleinen, in Massen auftretenden Gegner, wie Goblins und Kobolde, dazu ungefähr menschengroße Feinde und schließlich die heftigen Kaliber wie Riesen, Golems oder anderes unheiliges Gezücht. Viele der dicken Brocken sind als Endgegner in Quests zu besiegen oder werfen wertvolle Belohnungen ab.Ohne gute Ausrüstung ist Ihr Held nur die Hälfte wert. Außer vielen mächtigen Waffen und Rüstungsteilen, die er erbeuten kann, soll es auch wieder Sets geben, also zusammengehörige Teile einer Rüstung oder eines Waffenpaares, die erst gemeinsam ihre volle Wirkung entfalten, dann aber eine mächtige Hilfe im Kampf gegen den Missbrauch der Schöpferenergie darstellen. Und natürlich wird es wieder nicht leicht, so ein Set zusammenzukriegen. Man muss an vielen verschiedenen Stellen der Welt suchen und natürlich Glück haben, um irgendwann eines dieser extrem seltenen Sets in den Händen zu halten oder am Körper zu tragen.

Abgestufte Spielstärken
Der Schwierigkeitsgrad ist wie im Vorgänger eine dreistufige Angelegenheit: Bronze, Silber und Gold. Erst wenn Sie einen Helden auf Bronze-Niveau zum Sieg geführt haben, können Sie ihm die Stufe Silber zumuten. Dort warten dann deutlich bessere Gegenstände – aber auch deutlich härtere Gegner, die Ihnen den Zugriff erschweren. Die Gold-Ebene legt dann noch mal eine richtige Schippe nach und wird zur knackigen Herausforderung. Für die Langzeitmotivation ist also gesorgt. Auch Onlinespiele und Kooperationskämpfe werden möglich sein.

Wunderbarer Detailreichtum

Noch sind nicht alle sechs Helden vorzeigbar, an einigen wird – auch grafisch – intensiv gearbeitet, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass die diversen Figuren eigentlich jeden Geschmack und Anspruch abdecken – von eher traditionell bis erfrischend originell. Schattenkrieger und Hochelfe kommen eher klassisch daher und führen eine bestens etablierte Spieletradition fort. Inquisitor und Tempelwächter hingegen hat man so noch nie in ähnlichen Titeln bewundern können.

Bezaubernde Flora
An Landschaften ist alles im Spiel, was nach landläufiger Meinung dazugehört: Wüsten, grüne Wiesen und Wälder, Gebirge, Strand, Steppe, karges Gebiet. Die Unterschiede sind allerdings nur optisch von Belang, spielerisch werden sie sich nicht auswirken. Erfreulich: Die Entwickler versprechen, dass Gebietswechsel keine quälenden Ladezeiten verursachen werden. Angesichts des schon jetzt eindrucksvollen Detailreichtums wäre das eine technische Meisterleistung: Man glaubt, jeden einzelnen Grashalm sehen zu können, wenn man sich durch das alte Ancaria bewegt. Bäume wiegen sich sanft im Wind und werfen dynamische Schatten.

 

Unterirdisch geht es zwar entschieden gruseliger, aber kein bisschen unattraktiver zu: Das flackernde Licht von Fackeln und Kohlefeuern bricht sich physikalisch korrekt an den Wänden und sorgt für wohlig-unheimliche Atmosphäre, wenn man mit seinem Helden unter der Erde nach Schätzen und magischen Dingen sucht – und sich dafür mehr als einmal mit deren untoten Bewachern herumschlagen muss. Doch die Belohnungen sind es wert.

Aus den vier Tätigkeitsbereichen suchen, sammeln, besiegen und beschützen haben die Entwickler beeindruckend viele Quests entwickelt, die sich – obwohl sich alle aus den gleichen Grundideen speisen – sehr deutlich voneinander unterscheiden. Für Abwechslung ist also gesorgt.

Urteil:
Mit Sacred 2 wird das Action-Rollenspiel nicht neu erfunden. Vielmehr entwickelt der Titel das bewährte Spielprinzip vorsichtig weiter. Wer Teil eins mochte, wird sich auch in der zweiten Episode auf Anhieb wohl fühlen. Obwohl es noch mehr als sechs Monate dauern wird, bis das fertige Spiel zu haben ist, lässt sich bereits jetzt sagen, dass die Entwickler hart daran arbeiten, sich einen Spitzenplatz im Feld der Action-Rollenspiele zu sichern. Die Aussichten dafür stehen mit dem toll in Szene gesetzten Sacred 2 wirklich „gut“.